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Stipendiat des Dietrich-Moderhack-Stipendienprogramms 2023


Bild Alex Koerner

Alexander Körner

Titel des Projektes:
Radioaktiv. Zur Geschichte und Gegenwart Freier Radios 
Laufzeit des Stipendiums:
01.03.2023 - 29.02.2024

 

Kurzbeschreibung des Projektes:

Das Projekt setzt sich in einem historischen Längsschnitt mit einer häufig verdrängten politischen Dimensionen des Mediums Radio auseinander und untersucht Versuche, sich nicht zuletzt gegen staatliche Einflüsse durch das Betreiben eigener Sender zu behaupten. Dabei betritt die Arbeit vor allem bei der Untersuchung zur DDR und für den Zeitraum der ostdeutschen Transformationsphase neue Pfade der historischen Medienforschung. Die Studie legt einen Schwerpunkt auf das Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts: Nach der 1923 durchgesetzten Einführung des staatlich kontrollierten Konsumguts Rundfunk konzentrierten sich Arbeiter-Radio-Klubs beispielsweise in Halle auf die Aneignung technischer Fähigkeiten. In Ortsgruppen wurden dabei die Wissensvermittlung (etwa zur eigenhändigen Anfertigung der unerschwinglichen Rundfunkapparate) organisiert und zunehmend Kritik gegenüber dem gehörten Programm formuliert. Im nationalsozialistischen Deutschland sollte mit Hilfe des neu geschaffenen Delikts der sogenannten Rundfunkverbrechen das Monopol der eigenen Propaganda gesichert werden. Sondergerichte fällten die entsprechenden Urteile, in Halle allein 1.144 für das Abhören von Sendern, die nicht der nationalsozialistischen Propaganda entsprachen. Bei Sendeversuchen wurden Todesurteile im Zuchthaus Halle vollstreckt. Für die Geschichte des Staatssozialismus lassen sich (analog zur westlichen Entwicklung) zwei Hauptgruppen illegaler Sendeaktivitäten rekonstruieren: dezidiert mit einem politischen Anliegen ausgestattete Programme einerseits und fast immer durch technisch interessierte junge Männer initiierte, vor allem Musik ausstrahlende Sender anderseits. Diese wurden selbst gebaut und von den Sicherheitsbehörden ab Mitte der 60er Jahre zunehmend registriert. Die Arbeit rekonstruiert die Aktivitäten mehrerer solcher Sender in Halle, Halle-Neustadt und Wittenberg. In acht ostdeutschen Städten nutzten ab 1990 Initiativen aus den lokalen alternativen Szenen den Rundfunk als Sprachrohr. Anfangs wurde häufig der sich bietende relativ rechtsfreie Raum, das Kompetenzgerangel und Verwirrspiel der Verantwortlichen und die Unsicherheiten der Behörden im Umgang mit nicht genehmigten Rundfunksendern genutzt. Auch nach der Übernahme bundesdeutscher Gesetze wurde weiterhin ohne staatliche Erlaubnis gesendet. Die Dissertation skizziert diese Versuche einer aufkeimende Gegenöffentlichkeit in Gestalt unkommerzieller Lokalradios in Berlin, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die nun anstehende Bearbeitung konzentriert sich vor allem auf die Entwicklung in Sachsen-Anhalt nach 1990. Es geht dabei um eine zeitgeschichtliche Analyse der Einführung des Privatrundfunks und vor allem die Etablierung nichtkommerzieller Lokalradios – die sich teilweise selbst als "Freie Radios" definieren. Initiativen zur Durchsetzung eines solchen Radios fanden sich in Naumburg, Dessau, Magdeburg, Aschersleben und Halle. Die Arbeit untersucht dabei mit Corax ein 1993 gegründetes Freies Radio in Halle in seiner Genese.

 

Kurzinformation zur Person:

  • Seit 2019 Promotion an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
  • 04/2016 – 12/2019: Koordination Tagesaktuelle Redaktion und studentisches Radio, Radio Corax.; Autor für Radiofeatures (WDR, RBB, MDR); Konzeption und Realisierung Ausstellungen
  • 10/2012 – 03/2016: Masterstudium Kulturwissenschaften an der Universität Leipzig
  • 10/2008 – 09/2012: Bachelorstudium Sozialwissenschaften/Philosophie an der Universität Leipzig

 

 

 


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