Workshops & Kolloquien
Workshop „Hallische Heiratsgeschichten“
organisiert vom AK Digitale Landesgeschichte
|
Wer möchte nicht mehr über die Geschichte seiner Familie und die Einwohner seiner Stadt in der Vergangenheit erfahren? In den Archiven und Bibliotheken schlummern viele Schätze, die uns bis heute Auskunft darüber geben können, wer unsere Vorfahren waren, welche Berufe sie ausübten und mit wem sie ihr Leben verbrachten. Allerdings braucht es für das Zusammentragen dieser Informationen zeitintensive Recherchen und Fachkenntnisse. Sehr hilfreich sind die in den vergangenen Jahren entstandenen digitalen Recherchemöglichkeiten, die solche Barrieren überwinden. Diese Informationsangebote entstehen oft durch das gemeinsame Sammeln und Teilen von Informationen. |
Dazu möchten wir Sie einladen: Mithilfe digitaler Werkzeuge des Vereins für Computergenealogie läuft im Frühjahr 2021 ein großes digitales Erfassungsprojekt zu den evangelischen Kirchenbüchern der Mariengemeinde und der St.-Georgen-Gemeinde in Halle (Saale) aus dem 19. Jahrhundert an, das die bereits existierenden Datensammlungen zur Frühen Neuzeit (Mariengemeinde 1670 bis 1820) ergänzen soll. Helfen Sie uns, die Kirchenregister der heutigen Marktgemeinde und der Gemeinde St. Georgen mit allen ihren Brautpaaren, Berufen und Umständen zu erfassen!
Am 12. März 2021 zwischen 13:00 und 17:00 möchten wir Ihnen das Erfassungsprojekt gerne vorstellen, seine Forschungsziele veranschaulichen und erläutern, wie Sie sich daran beteiligen können! Zugleich geben wir ihnen einen Einblick in die Arbeitsweisen und Recherchemöglichkeiten der digitalen Computergenealogie. Überdies möchten wir Ihnen zeigen, dass solche Projekte es ermöglichen, den Blick auf die Stadtgeschichte Halles abseits von großen Ereignisse zu erweitern: Den Blick auf den Einzelnen, seine Familie und seine sozialen Netzwerke.
Bitte registrieren Sie sich mindestens einen Tag vor dem Workshop für Zoom:
https://us02web.zoom.us/meeting/register/tZIqdeyoqD8tGdGWht4je52U8bUzVj16VAyd
Stellen Sie sicher, dass Sie Mikrofon und Ton sowie vielleicht auch eine Webcam für die Veranstaltung nutzen können. Beachten Sie, die Anmeldung ist an Ihre Person (E-Mail) gebunden. Jeder Nutzer bzw. Nutzerin muss sich separat anmelden.
Wir freuen uns über ihre Teilnahme und einen regen Meinungs- und Erfahrungsaustausch zur genealogischen Arbeit. Weitere Informationen erhalten Sie unter: https://www.geschichte.uni-halle.de/struktur/hist-data/citizenscience/
Kontakt:
Moritz Müller, M.A., wiss. Mitarbeiter an der Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Dr. Katrin Moeller, Leiterin des Historischen Datenzentrums Sachsen-Anhalt
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Emil-Abderhalden-Str. 26/27
06108 Halle (Saale)
Tel. 0345/4723102
Workshop: Niedergang oder Konsolidierung? Handlungsperspektiven dienstbarer Adliger im 18. Jahrhundert
Die Erforschung des Adels im Mitteldeutschen Raum hat durch die Arbeit der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren wichtige neue Impulse gewonnen. Im Mittelpunkt standen dabei die kleinen Reichsfürsten und Reichsgrafen Mitteldeutschlands. Für die nicht mit Sitz und Stimme im Reichstag ausgestatteten adligen Personengruppen fehlt es jedoch bisher an übergreifenden Untersuchungen, sowohl was deren Handlungsoptionen als auch ihre Tätigkeitsfelder und Netzwerke anbetrifft. Gerade der dienstbare Adel vom Umbruch des 17. Jahrhunderts bis zum Ende des Alten Reiches ist in der Geschichtsforschung nach wie vor ein recht unbeschriebenes Blatt.
Für den geplanten Workshop wollen wir unter diesem Begriff Nobilitierte, landsässige Ritter und Freiherren, Reichsritter und Reichsfreiherren sowie landsässige Grafen und die durch kaiserliche Erhöhungen entstandene Gruppe der (Titular-)Reichsgrafen fassen. Es handelt sich hier um eine durchaus heterogene Gruppe die allerdings mit Blick auf ihre Ressourcen und ihre Handlungsoptionen große Schnittmengen aufwies. Die begrenzten eigenen Mittel und Möglichkeiten zu einer standesgemäßen Lebensführung ließen den überwiegenden Teil dieser Gruppe in den Dienst großer Territorialherren treten.
Ausgehend von den historischen Territorien auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Sachsen-Anhalt soll diese Gruppe von Adligen in den Blick genommen werden. Der Untersuchungsraum wird dabei als relativ offen verstanden, um den tatsächlichen engen Vernetzungen und Austauschbeziehungen zwischen den verschiedenen Adligen in den aneinandergrenzenden Territorien Brandenburg-Preußens (Kurmark, Herzogtum Magdeburg, Fürstentum Halberstadt) und Kursachsens sowie den durch die ernestinischen Herzogtümer geprägten thüringischen Gebieten und den anhaltinischen Fürstentümern im Untersuchungsgebiet Rechnung zu tragen.
Das Interesse des Workshops richtet auf den Zeitraum von ca. 1700 bis 1806 und beleuchtet gewissermaßen die Vorgeschichte des Elitenwandels im 19. Jahrhundert. Das letzte Jahrhundert des Alten Reiches erscheint deshalb als zeitliche Orientierung geeignet, da sich in dieser Phase verschiedene gesellschaftliche und politische Wandlungsprozesse vollzogen, die zu grundlegenden Änderungen der Rahmenbedingungen für den dienstbaren Adel führten (Ausdifferenzierung der Ständegesellschaft, Bildungsexpansion, intensivierte Territorialisierung, Zunahme der Nobilitierungen und Standeserhöhungen, etc.).
Im Workshop soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern es territoriale Besonderheiten im Untersuchungsraum gab, die bestimmte Handlungsmöglichkeiten opportun erscheinen ließen. In diesem Zusammenhang fragen wir nach den generationenübergreifenden Tätigkeitsfeldern und Strategien der dienstbaren Adelsfamilien.
Dabei wird unter anderem der Frage nachzugehen sein, ob bestimmte Territorien engere Verbindungen eingingen und inwiefern dies auf überterritoriale Netzwerke von Familienverbänden zurückzuführen ist? Wie sah es mit dem Zugriff auf althergebrachte Versorgungsstrukturen (wie z.B. Domkapiteln und Ritterorden) und die Güterverteilung aus? Zudem soll nach Strategien auf dem Feld des Bildungs- und Wissenserwerbs sowie deren Nutzen für den späteren Dienst gefragt werden: Prädestinierten bestimmte Ausbildungsstätten für den Dienst in bestimmten Territorien oder spezifische Betätigungsfelder?
Das Programm des Workshops steht Ihnen auch auf der Website von HSozKult (Link) zur Verfügung.
PROGRAMM
Beginn: 13:30
Begrüßung & Einführung
Paul Beckus, Thomas Grunewald, Michael Rocher sowie Dr. Andreas Erb
13:50
Panel 1 Bildung und Adel
Pädagogium und Gynaceum als "adlige" Ausbildungsstätten
Michael Rocher, Halle
Zwischen Rittergut und Feldlager. Die Reichsfreiherren von der Schulenburg im 17. Und 18. Jahrhundert
Alexander Querengässer, Leipzig
Vom Adel des Doktors. Nobilitierungen von Professoren an den Universitäten Halle und Jena zu Beginn des 18. Jahrhunderts
Jacob Schilling, Halle
15:20 Erfrischungspause
16:00
Panel II Höfe, Städte, Garnisonen: regionale Netzwerke des mitteldeutschen Niederadels
Niederer Adel als Verwaltungsbeamte in den ernestinischen Territorien des 18. Jahrhunderts
Marco Kreutzmann, Jena
Adel in hessen-kasselischen Diensten
Dieter Wunder, Bad Nauheim
Pietistischer Dienstadel? Die Gebrüder von Bonin im Dienst der Grafen von Stolberg-Wernigerode
Thomas Grunewald, Halle
17:30 Erfrischungspause
18:00 Führung durch die Franckeschen Stiftungen
Beginn: 9:30 Uhr
Panel III Konkurrierende Loyalitäten? - Ehe, Konfession, Kapitel
Der Alte Adel und die protestantische Stifte. Zur strategischen Verbindung von mitteldeutschen Domstiften und Altadel im 18. Jahrhundert
Paul Beckus, Halle
Gescheiterte Ehen. Trennung und Scheidung in Adelshäusern als Netzwerkproblem für Familienallianz
Katrin Gäde, Magdeburg
Zwei Konfessionen, vier Parteien. Pfarrstreitigkeiten als Behauptungsfeld des Gutsherrn: Hecklingen (Anhalt-Bernburg) im Spannungsfeld von Landesherr, Gutsherr, Pfarrer und Untertanen
Andreas Erb, Dessau
Anschließend Abschlussdiskussion Ende ca. 11:30 Uhr
Nachfragen zum Konzept der Tagung richten Sie bitte an: