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Stipendiaten des Dietrich-Moderhack-Stipendienprogramms 2019


Finn Schulze-Feldmann

Finn Schulze-Feldmann, PhD (London)

Titel des Projekts: 
Ein lutherisches Reichsstift als Zentrum der Reformation? Die Einführung der Reformation im weltlichen Reichsstift Gernrode und ihre landesgeschichtlichen Auswirkungen (1521–1614)

Laufzeit des Stipendiums:
1.3.2019-30.9.2019

Kurzbeschreibung des Projekts:

Anfang des 16. Jahrhunderts stellte die Reformation die Schlüsselrolle der Klöster im sozialen, kulturellen und intellektuellen Gefüge Europas infrage. Insbesondere für Frauen bedeutete die Auflösung klösterlicher Gemeinschaften ein Verlust von ansonsten verwehrter gesellschaftlicher Teilhabe; im Falle, dass sich ein Reichsstift der lutherischen Lehre anschloss, verloren sie sogar die Möglichkeit politischer Einflussnahme auf Reichsebene. Vor diesem Hintergrund mag es überraschen, dass Äbtissin Elisabeth von Weida 1521 mit der Abschaffung der Benediktsregels das weltliche Frauenstift Gernrode reformatorischen Ideen gegenüber öffnete. Während des Reformationsprozesses, der 1541 in der Einführung einer protestantischen Kirchenordnung seinen Abschluss fand, etablierte sich das Stift sowohl als geistliches und kulturelles Zentrum der Region. Erst mit zunehmendem Einfluss der benachbarten Fürsten begann die Autorität Gernrodes zu schwinden. Nachdem das Amt der Äbtissin 1614 aufgrund fehlender Kandidatinnen aus dem Hause Anhalt vakant blieb, gliederte Christian I. von Anhalt-Bernburg schließlich das Stift in sein Territorium ein. Das Reichsstift Gernrode erlosch noch im selben Jahr.
Trotz der Sonderstellung Gernrodes als einem Reichsfrauenstift, das sich ohne den sonst typischen externen Druck der Reformation anschloss, und der darauffolgenden kulturellen Blütezeit entzieht sich diese Epoche der Stiftsgeschichte weitgehend unserer Kenntnis. Daher setzt sich dieses Projekt zum Ziel, die Einführung der Reformation im weltlichen Frauenstift Gernrode und ihre politischen, sozialen und kulturellen Auswirkungen bis zu dessen Einverleibung in das Fürstentum Anhalt-Bernburg zu untersuchen. Einerseits sollen die Beweggründe zur lutherischen Reform offengelegt und Fragen rund um den Handlungsspielraum der Äbtissin als weiblicher Autorität im politischen Geschehen und intellektuellen Diskurs der frühen Reformationsbewegung beantwortet werden. Andererseits soll betrachtet werden, wie es dem Hause Anhalt gelang, das kulturell erstarkte Stift zunehmend in seinen Einflussbereich zu bringen, ehe es 1614 einverleibt wurde.

Kurzinformation zur Person:

Finn Schulze-Feldmann ist promovierter Historiker mit Forschungsinteressen in kultur- und ideengeschichtlichen Zugängen zu Religion im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa. Nach seinem Bachelor-Studium der Allgemeinen Geschichte und Musikwissenschaft an der Universität Potsdam, der Freien Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin absolvierte er am Londoner Warburg Institute seinen Master. Anschließend promovierte er dort unter der Betreuung von Guido Giglioni und Alastair Hamilton zu dem Thema Reforming Sibyls. Change in religious belief and the Sibylline tradition between the Middle Ages and the early modern period (2018).


Astrid Wohlberedt

Astrid Wohlberedt, M.A. (Halle/ Saale)

Titel des Projekts: 
Das Recht im Bild - Rechtsvisualisierungen in den Bildern der Cranach-Werkstatt als Spiegel von Rechtspraktiken im Kursachsen des 16. Jahrhunderts (Arbeitstitel)

Laufzeit des Stipendiums:
1.8.2019-31.1.2020

Kurzbeschreibung des Projekts:

Das Kurfürstentum Sachsen im 16. Jahrhundert stand durch Humanismus und Reformation im Zeichen der Veränderung. Dies schlug sich auch auf dem komplexen Gebiet der Rechtsprechung nieder. Während die Juristin der Universität Leucorea in Wittenberg um eine Synthese aus dem römischen und kanonischen Recht suchten, wirkte auch die Reformation maßgeblich als ermahnende Instanz des Glaubens auf die Rechtspraxis ein.
Nicht nur schriftliche Zeugnisse offenbaren das Ringen um eine neue Jurisprudenz, sondern auch Gemälde, Holzschnitte und Kupferstiche ortsansässiger Künstler, allen voran der Kursächsische Hofmaler Wittenbergs Lucas Cranach d. Ä. und seine Werkstatt. Die Kunst des 16. Jahrhunderts galt als ein zentrales Kommunikationsmedium für die Theologie, Politik und Rechtspraxis.
Das hier vorgestellte Dissertationsprojekt soll ausgehend von den Bildern der Werkstatt Lucas Cranach d. Ä. die Ikonografie des Rechts und der Gerechtigkeit im kursächsischen Raum untersuchen. Ziel ist es herauszuarbeiten, wie sich im Zuge der religiösen, sozialen, rechtlichen und politischen Umbrüche des 16. Jahrhunderts in Kursachsen die Symbol- und Bildsprache des Rechts entwickelte und welche Funktion sie auf ikonologischer Basis erfüllte.
Die Bilder werden daher in erster Linie als historische Quellen verstanden, die zum Verständnis der Kulturlandschaft des Reformationsjahrhunderts im heutigen Sachsen-Anhalt beitragen können.
Das Projekt ist als interdisziplinäres Forschungsvorhaben angelegt und will mit Methoden der Kunst-, Rechts- und Kirchengeschichte das oben skizzierte Vorhaben umsetzen. Eine vergleichende Analyse von Bild- und zeitgenössischen Textquellen ermöglicht das Herausarbeiten der Synthese von Kunst, Kultur und Religion.

Kurzinformation zur Person:

  • bis 07/2019 Fernstudium zur „Geprüften Kulturmanagerin“ an der Deutschen Akademie für Management in Berlin
  • 2014 – 2018 Stipendiatin des Graduiertenkollegs „Spurenlese Reformation – Kulturelle Wirkungen der Reformation“, Dissertation (Betreut von Prof. Dr. Michael Wiemers)
  • 2008 - 2013 Assistentin am Canstein Bibelzentrum in Halle, Franckesche Stiftungen, unter der Leitung von Pf. Walter Martin Rehahn
  • Studium der Kunstgeschichte, Indogermanistik und Evangelischen Theologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit dem Abschluss Master of Arts
    Masterthesis: Die Gerechtigkeitsbilder der Cranach-Werkstatt – Eine ikonographische Untersuchung (Betreut von Prof. Dr. Michael Wiemers), 2014

Historische Kommission für Sachsen-Anhalt e.V.