9. Tag der Landesgeschichte
Sammeln und Zerstreuen. Bedingungen historischer Überlieferung in Sachsen-Anhalt
Quelle: Public Domain
Der Schutz von Kulturgütern, die das kollektive Gedächtnis eines Landes stützen, wird heute als staatliche Aufgabe verstanden. Doch bevor identitätsstiftende Objekte geschützt werden können, müssen sie als solche erkannt und gesammelt worden sein. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Vorstellung darüber, was erhalten bleiben soll, einem starken Wandel unterliegt und nicht zuletzt vom Ausmaß dessen abhängt, was bereits verloren ging. An dieser Stelle möchte die Tagung ansetzen, indem sie nach den Bedingungen und Wirkmächten fragt, die zum Sammeln oder Zerstreuen, Erhalten oder Zerstören, von Kulturgut führen. Wann und warum wurde historischen Dokumenten, Artefakten oder Kunstwerken, deren ursprünglicher Zweck verblasst oder durch gesellschaftliche Umbrüche erledigt war, dann doch ein Wert zugemessen? Welche Akteure übten hier Einfluss aus? Welche zeitspezifischen Wertvorstellungen und Interessen leiteten die Entscheidungen? Fokussiert auf das Land Sachsen-Anhalt wird auf der Tagung ein Bogen vom späten Mittelalter bis in die Gegenwart geschlagen und ein breites Spektrum an Zeugnisgruppen in den Blick genommen, das von Reliquien und Inschriften über Archivalien und Bücher bis zu anatomischen Präparaten sowie Kunst- und Alltagsgegenständen reicht. Eine Podiumsdiskussion wird die Erkenntnisse der Vorträge aufnehmen und mit aktuellen Debatten über Kosten und Nutzen historisch-kultureller Sammlungs- und Ausstellungsarbeit verknüpfen.
Die Teilnahme ist kostenfrei.
Programm
Donnerstag, 24. Oktober 2019
Aula des Predigerseminars, 4. Etage, Schloss Wittenberg
18.00 Uhr Begrüßung durch den Vorsitzenden der Historischen Kommission
Prof. Dr. ANDREAS PEČAR
Grußwort für das Ministerium für Inneres und Sport des Landes
Sachsen-Anhalt
Staatssekretärin Dr. TAMARA ZIESCHANG
Grußwort für die Lutherstadt Wittenberg
Oberbürgermeister TORSTEN ZUGEHÖR
Abendvortrag
Prof. Dr. HELMUT ZEDELMAIER
Vom sozialen Leben der Objekte. Sammlungen in Bewegung in
Geschichte und Gegenwart
kleiner Empfang
Freitag, 25. Oktober 2019
im Auditorium maximum, Stiftung Leucorea
09:00 Uhr Dr. JAN BRADEMANN
Einführung
9.30 Uhr Dr. JÜRGEN VON AHN
Meilensteine der Sammlungsgeschichte: Mitteldeutsche
Reliquienschätze am Vorabend der Reformation
10.15 Uhr MIRKO GUTJAHR, M.A.
Personengeschichtliche Sammlungen zwischen Erinnerung,
Forschung und Kult – das Beispiel der Reformatorengedenkstätten
11.00 Uhr Kaffeepause
11.30 Uhr Dr. FRANZ JÄGER
Memoria sempiterna? Verlust und Überlieferung historischer
Inschriften am Beispiel Wittenbergs
12.15 Uhr PD Dr. CHRISTOPH VOLKMAR
Die Resilienz des Archivs. Magdeburgs Umgang mit dem totalen
Überlieferungsverlust von 1631
13.00 Uhr Mittagspause
Optionale Angebote:
14.00 Uhr Führung durch die Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek
14.00 Uhr Führung durch den Südturm des Schlosses Wittenberg
15.00 Uhr Dr. NICOLAS RÜGGE
Von Halberstadt nach Hannover: Die Hechtsche Sammlung im
Niedersächsischen Landesarchiv
15.45 Uhr Prof. Dr. HOLGER ZAUNSTÖCK
Die Unantastbarkeit des Authentischen? Die Kunst- und
Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen, 1698–1939
16.30 Uhr Kaffeepause
17.00 Uhr Dr. RALF LUSIARDI
Verdichten und Vernichten. Die archivische Bewertung und die Geschichtswissenschaft
17.45 Uhr Podiumsdiskussion
„Kann man davon nicht ʼwas verkaufen?“ Last und Wert historisch-kultureller Sammlungen
Teilnehmer:
Prof. Dr. ULRIKE HÖROLDT, Direktorin des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz
Dr. GABRIELE KÖSTER, Direktorin der Magdeburger Museen
Dr. JÜRGEN REICHE, Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig
MARCUS WOELLER, Redakteur im Feuilleton der Tageszeitung DIE WELT
Impuls und Diskussionsleitung:
Dr. MATTHIAS MEINHARDT
Samstag, 26. Oktober 2019
im Auditorium maximum, Stiftung Leucorea
09.00 Uhr SVEN PABSTMANN, M.A.
Die Biografien hinter den Dingen. Stand und Perspektiven der
Provenienzforschung in Sachsen-Anhalt
9.45 Uhr Dr. JÖRG BRÜCKNER
Zwischen Kultur und Gut. Adelsarchive in Sachsen-Anhalt seit 1945
10.30 Uhr Kaffeepause
11.00 Uhr WOLFGANG THÖNER
Fortschrittliches Erbe. Zum Entstehen einer ostdeutschen Bauhaus-
Sammlung
11.45 Uhr Dr. DANIEL BOHSE
Die „Niedlichkeit“ des Sozialismus. Zur Musealisierung der DDR-
Alltagsgeschichte.
12:30 Uhr Resümee und Schlussdiskussion
Dr. GERRIT DEUTSCHLÄNDER
Veranstalter: Historische Kommission für Sachsen-Anhalt, Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek Wittenberg, Archiv der Evangelischen Landeskirche Anhalts Dessau, Landesforschungsschwerpunkt „Aufklärung – Religion – Wissen“ der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg.
Konzept und Organisation: Dr. Jan Brademann (Archiv der Evangelischen Landeskirche Anhalts Dessau), Dr. Gerrit Deutschländer (Helmut-Schmidt-Universität Hamburg),Dr. Matthias Meinhardt (Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek Wittenberg)
Anmeldung: Wir bitten um verbindliche Anmeldung bis zum 14. Oktober 2019 per e-mail an: