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Tagung

Gewalt im Bauernkrieg

Stolberg vom 10.–12. April 2025

 

Als 1525 „die rohe Stimme des Aufruhrs über ganz Deutschland erscholl und alle Bauern mit Sensen, Mistgabeln, Knotenprügeln und Feuerbränden bewaffnet den Herren in Schlössern und Klöstern Tod und Verderben schwuren“, so fabulierte 1810 Johann Friedrich Butenschön, rheinischer Schulinspektor in französischen Diensten, habe sich „deutsches Blut aus allen Bächen und Strömen“ in den Rhein ergossen. „Mönche wurden am Altar, wo sie unter dem Läuten der Sturmglocke auf den Knien lagen, von den rasenden Bauern erwürgt, und es war noch ein beneidenswertes Glück, wenn nichts als das dampfende Blut der Nonnen die Zellen dieser armen Mädchen befleckte.“ Butenschöns Horrorgemälde ist in seinen Ausschmückungen ein sicher extremes Beispiel, aber es entspricht doch einem jahrhundertelang gepflegten Bild von den Gewalttaten der wilden Bauernhorden, das im Kern bereits auf die Chronistik des 16. Jahrhunderts zurückgeht.

Als sich allmählich eine differenziertere oder sogar positivere Sicht auf den Aufstand von 1525 durchsetzte, trat das Gewalthandeln der Bauern in den Hintergrund. Die „Revolution des Gemeinen Mannes“ (Peter Blickle) manifestierte sich eher in ihren Forderungen und Zielen als in Brutalität und blieb merkwürdig körperlos. Umgekehrt wuchs das Entsetzen über die von Seiten der Herren verübten Massaker, etwa in der „Schlacht“ von Frankenhausen, ebenso wie über deren maßlose Strafaktionen im Anschluss an die Niederlage der Bauern. Aber auch hier unterblieb in der Regel eine nähere Analyse. Das Thema ‚Gewalt‘ bleibt bis heute ein auffälliger weißer Fleck auf der durchaus bunten Forschungslandkarte zum Bauernkrieg, unbeschadet einiger interessanter neuerer Arbeiten (z.B. von Paul Burgard über die Rituale des Aufstands in Neustadt/Orla oder von Thomas T. Müller über den Mühlhäuser Haufen als „Mörder ohne Opfer“).

Die Tagung will dieses Terrain multiperspektivisch erkunden und deshalb „Gewalt im Bauernkrieg“ erstmals systematisch zum Thema machen. Dabei wird es um das eigentümliche Missverhältnis zwischen verbaler Gewalt und physischer Gewalt gehen, um die rechtliche Dimension der Devianzpraktiken der Bauern, um symbolische Gewalt und spezifische Zerstörungspraktiken der Bauern, um die Bewertung der militärischen Kampffähigkeit der Bauernhaufen und der dabei mitwirkenden weiteren Gewaltakteuren, und letztlich um die Strafgewalt im Anschluss an die Niederschlagung des Bauernkrieges. Die Vorgänge in Mitteldeutschland werden dabei im Vergleich mit den Vorgängen an anderen Schauplätzen des Bauernkrieges im Alten Reich betrachtet und analysiert werden.


Wissenschaftliche Leitung: Gerd Schwerhoff (Dresden), Andreas Pečar (Halle)

 

Das Programm folgt.

 

Im Frühjahr 2025 jährt sich der Bauernkrieg zum 500. Mal. Dieses Gedenkjahr nimmt die Historische Kommission zum Anlass für zwei wissenschaftliche Tagungen, in denen das Thema Bauernkrieg aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick genommen werden soll. Neben der Tagung zu Gewalt im Bauernkrieg findet bereits im Oktober 2024 die Tagung Verketzerungsprozesse in Mitteldeutschland im Spätmittelalter und 16. Jahrhundert in Stolberg statt. Weitere Informationen zu dieser Tagung finden Sie hier.


Historische Kommission für Sachsen-Anhalt e.V.