Ausschnitt aus der "Charte des Herzogt: Magdeburg mit seinen Creisen und Laendern" von 1735. Bildarchiv der Franckeschen Stiftungen (Signatur: M 1867)
„Kleine Fürsten“ im Alten Reich
Strukturelle Zwänge und soziale Praktiken im Wandel (1300-1800)
Tagung im Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Abteilung Dessau, 15.-17. April 2016
Die Spätmittelalter- und Frühneuzeitforschung hat sich in den letzten Jahren vermehrt einer Sozial- und Kulturgeschichte des Adels zugewandt. Dabei ist eine bestimmte Gruppe dem systematisierenden Blick der Historiker bislang weitgehend entgangen: die relativ große Zahl von „kleinen“ Reichsfürsten. Charakteristisch für sie ist, dass sie einerseits den fürstlichen Rang mit den größeren und mächtigen Fürsten teilten, dass sie jedoch andererseits hinsichtlich ihrer ökonomischen Basis und ihres machtpolitischen Gewichts eher Gemeinsamkeiten mit den Reichsgrafen, den Reichsrittern und zuweilen sogar dem mediaten Adel aufwiesen.
Ziel der Tagung ist es, zum einen das in letzter Zeit spürbare Interesse an fürstlicher Herrschaft jenseits der großen Dynastien zu bündeln und in einer komparativen Perspektive zu diskutieren, zum anderen über den heuristischen Wert von „Kleinheit“ bei der Beschäftigung mit der reichsständischen Gesellschaft nachzudenken. In fünf Sektionen werden Handlungsspielräume und Zwänge kleiner Fürsten vornehmlich anhand von Fallbeispielen des 14. bis 18. Jahrhunderts untersucht. Damit geraten spezifische Akteure und kommunikative Situationen, aber auch längerfristige Änderungen der inneradligen Ordnungsarrangements in den Blick.
Die Tagung findet in Dessau, einer ehemaligen Residenz des Fürstenhauses Anhalt, statt, das geradezu paradigmatisch für das Phänomen kleiner Fürsten im Alten Reich stehen kann. Veranstalter der Tagung sind Prof. Dr. Oliver Auge (Kiel), Dr. Jan Brademann (Dessau), Dr. Gerrit Deutschländer (Halle) und Prof. Dr. Michael Hecht (Münster) in Zusammenarbeit mit der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt.
Gastgeber ist das Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Abteilung Dessau.
Veranstaltungsort: Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Abteilung Dessau, Heidestr. 21, 06842 Dessau-Roßlau
Anmeldung und Kontakt
Verbindliche Anmeldungen für Tagung (mit oder ohne Exkursionsteilnahme) bis 15. März 2016 erbeten an:
Abt. für Regionalgeschichte
CAU zu Kiel, Historisches Seminar
Leibnizstr. 8, 24098 Kiel
Tel.: 0049-431880-3199 bzw. -2293
Programm
Freitag, 15. April 2016
13:00-13:15 Uhr | Grußworte |
Sektion 1: Einführung: Kleinheit und Größe |
|
13.15-13.30 Uhr | Begrüßung und Einleitung: „Kleine Fürsten“ im Alten Reich. Strukturelle Zwänge und soziale Praktiken im Wandel Prof. Dr. Oliver Auge (Kiel)/Dr. Jan Brademann (Dessau)/Dr. Gerrit Deutschländer (Halle)/Prof. Dr. Michael Hecht (Münster) |
13.30-14.15 Uhr | Große Fürsten – kleine Fürsten: Kriterien der Zuordnung Prof. Dr. Karl-Heinz Spieß (Greifswald) |
14.15-15.00 Uhr | Klein trifft auf Groß. Anhaltiner und andere „kleine“ Fürsten auf Reichsversammlungen und Reichstagen Prof. Dr. Oliver Auge (Kiel) |
15.00-15.45 Uhr | Fürst Franz von Anhalt-Dessau. Handlungsspielräume eines kleinen Reichsfürsten Prof. Dr. Andreas Pečar (Halle) |
15.45-16.30 Uhr | Pause |
Sektion 2: Größe gewinnen und verlieren |
|
16.30-17.15 Uhr | Plötzlich groß! Symbolische Repräsentationsstrategien Friedrichs I. von Hohenzollern anlässlich seines Aufstiegs zum Kurfürsten 1415 Dr. Katrin Bourrée (Bochum) |
17.15-18.00 Uhr | Ein aussichtsloser Kampf? Die Herzöge von Sachsen-Lauenburg und die Kurwürde Franziska Hormuth M.A. (Kiel) |
18.00-18.45 Uhr | Groß und Klein, Alt und Neu. Konjunkturen kaiserlicher Fürstungen und die Reaktion der Reichsfürsten Dr. Vinzenz Czech (Potsdam) |
19.30 Uhr | Öffentlicher Abendvortrag: „Kleine“ Frauen für „kleine“ Fürsten? Das Problem der unstandesgemäßen Ehen im deutschen Fürstenstand der Frühen Neuzeit Prof. Dr. Michael Sikora (Münster) |
Samstag, 16. April 2016 Sektion 3: Größe zeigen |
|
08.30-09.15 Uhr | Kleine Fürsten im Spiegel der Heraldik, betrachtet an Beispielen des nord- und mitteldeutschen Raums Dr. Ralf-Gunnar Werlich (Greifswald) |
09.15-10.00 Uhr | Herrschaftsrepräsentation im Übergang vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit. Das Beispiel der Markgrafen von Baden Dr. Heinz Krieg (Freiburg) |
10.00-10.45 Uhr | Von der Ungleichrangigkeit des Gleichrangigen. Einblicke in das Tagebuch des Fürsten Victor Friedrich von Anhalt-Bernburg (1700-1765) Dr. Jan Brademann (Dessau) |
10.45-11.15 Uhr | Pause |
Sektion 4: Kleinheit und Verwandtschaft |
|
11.15-12.00 Uhr | Neue Handlungsperspektiven im Süden? Zur (heirats-)politischen Ausrichtung Heinrichs II. von Braunschweig-Grubenhagen und seiner Nachfahren auf den Mittelmeerraum Frederieke Schnack M.A. (Kiel) |
12.00-12.45 Uhr | Kontinuität und Wandel im Konnubium der Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorf in der Frühen Neuzeit Melanie Greinert M.A. (Kiel) |
12.45-14.30 Uhr | Mittagspause |
14.30-15.15 Uhr | Verwandtschaft und Patronage: Kleine Fürsten im Fürstendienst Prof. Dr. Michael Hecht (Münster) |
Sektion 5: Kleine geistliche Fürsten |
|
15.15-16.00 Uhr | Hochstift und Reichsverband – Zum Selbstverständnis geistlicher Herrschaft Dr. Andreas Schmidt (München) |
16.00-16.30 Uhr | Pause |
16.30-17.15 Uhr | Prinzessin, Äbtissin, Fürstin. Möglichkeiten und Grenzen frühneuzeitlicher Stiftsherrschaft Dr. Teresa Schröder-Stapper (Duisburg-Essen) |
17.15-18.00 Uhr | Fürsten von Anhalt als Bischöfe von Merseburg Dr. Gerrit Deutschländer (Halle) |
18.00-19.00 Uhr | Schlussdiskussion |
Sonntag, 17. April 2015 Busexkursion nach Plötzkau, Bernburg und Köthen (mit Führungen) |